Interview mit dem Dominikaner Bruder Patrick-Marie Bozo,
Kloster der Heiligen Maria Magdalena in Plan-d’Aups-Sainte-Baume.

Sie sind die Wächter der Heiligen Maria Magdalena. An diesem abgeschiedenen Ort in der Provence, im Fels-Massiv Sainte Baume führen sieben Dominikaner Brüder ein Leben fast wie in Einsiedelei. Seit sieben Jahrhunderten dauert die Präsenz des Ordens an diesem Ort der Verehrung. Sie hüten die Marien-Grotte und halten die Tradition und die Legende der Maria Magdalena in Gottesdiensten, Festen und seelsorgerischen Diensten lebendig.

Auf die Frage, ob er glaube, dass sie jemals hier gelebt habe, kam es zurück:
„Das spielt keine Rolle, heute jedenfalls ist sie hier!“

Brüder des Dominikaner Ordens in Sainte Baume, ©www.saintebaume.org

 

Was bewegte Maria Magdalena, von Saintes-Maries-de-la-Mer weiter zu ziehen?

Bruder Patrick-Marie Bozo:  Sie ging fort, um zu evangelisieren. Sie war die erste, die den Aposteln die Auferstehung verkündet hat. Sie ist also eine Missionarin.

Wurde sie auf ihrem Weg bis nach Sainte-Baume begleitet? Sie wurde von ihrem Bruder Lazarus, ihrer Schwester Marta und einem der 72 Jünger namens Maximin begleitet. Maria Jacobé und Maria Salomé, die beiden Frauen, die auch am Fuß des Kreuzes standen und in Südfrankreich mit den anderen strandeten, blieben in Saintes- Maries-de-la-Mer zurück.

Ist die Provence so gesehen auch „Heiliges Land“? Nein, denn Christus hat nie einen Fuß dorthin gesetzt.

Was ist die Botschaft der Maria Magdalena? Die Barmherzigkeit des Herrn und der Sieg des Lebens über den Tod.

Wie wichtig ist die Botschaft für die heutige Zeit? Das ist die Botschaft des Evangeliums. Sie ist für alle Zeiten wichtig, vielleicht heute sogar noch mehr, wo es der Welt schmerzlich an Sinn fehlt. Die aktuelle Frage nach der Stellung der Frau in der Gesellschaft und in der Kirche macht die Botschaft noch attraktiver.

 

Die Felsen-Gruft Sainte Baume, wo Maria Magdalena 30 Jahre gelebt haben soll. ©Manfred Hammes

 

Welche wichtigen Orte entlang der Pilgerroute begründen den Ruhm der Maria Magdalena? 

Die Heilige ist vor allem dafür bekannt, dass sie lange Zeit in Sainte Baume gelebt hat und in Saint Maximin gestorben und begraben worden ist. Dies sind auch die beiden letzten Stationen der Pilgerwanderung.

Wie kam die Verbindung mit Vézelay zustande? Das Grab von Maria Magdalena wurde eine ganze Zeit lang versteckt, damit es den häufigen Plünderungen durch die Mauren, die an die Küsten der Provence kamen, entging. Zu dieser Zeit kamen die Mönche von Vézelay, um eine Reliquie zu holen, damit Maria Magdalena anderswo verehrt werden konnte.

Welche Version ihres Todes ist am wahrscheinlichsten? Sie starb an der Seite ihres Reisegefährten, des Jüngers Maximin, nachdem dieser ihr die letzte Kommunion mit dem Leib und dem Blut Christi gegeben hatte.

Wie steht der Vatikan heute zur Legende der Maria Magdalena in Südfrankreich? Vom Vatikan wird nichts zu diesem Thema gesagt. Es ist Sache der Historiker, über den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte zu entscheiden.

Gibt es ein Gebet der Maria Magdalena? Von Maria Magdalena nein, sie hat keine Aufzeichnungen hinterlassen. Ein Gebet „an“ Maria Magdalena ja, sogar mehrere. http://www.saintebaume.org/prier/

 

Wie erklären Sie sich, dass Maria Magdalena bis heute in der Provence lebendig geblieben ist?

Sie ist eine der wichtigsten Figuren des Evangeliums und sehr zugänglich!

Warum befindet sich das Original-Fragment des Evangeliums der Maria (Magdalena) im Ägyptischen Museum in Berlin? Sehen Sie darin auch eine besondere Länderverbindung? Nein.

Maria Magdalena ist bei den Franzosen sehr populär. Wird sie durch die neue Pilgerroute auch bei den Deutschen ins Rampenlicht rücken? Befürworten Sie die Pilgerroute aus christlicher Sicht? Ich bin natürlich für dieses Projekt. Wird es Maria Magdalena in Deutschland bekannt machen? Die Zeit wird es zeigen!

 

Vielen Dank für Ihre wertvolle Zeit und die Beantwortung unserer Fragen. 

Mehr Informationen: http://www.saintebaume.org/

Maria Magdalena wird von Engeln zum himmlischen Mahl in die Lüfte getragen. ©Manfred Hammes