Tiefenbronn im Nordschwarzwald ist einen Ausflug wert!

Wenn man die Legende um Maria Magdalena, ihre Meeresfahrt und Ankunft in Südfrankreich, auch in der deutschen Kirchenkunst entdecken will, ist die Tiefenbronner Kirche in der Nähe von Pforzheim ein spannendes Ausflugsziel. Die Kirche St. Maria Magdalena steht unübersehbar in der Ortsmitte und hat Einiges zu bieten. Es gibt gleich fünf Altäre! Der bekannteste und älteste darunter ist der zwischen 1431 und 1432 entstandene Magdalenenaltar von Lucas Moser.

Magdalenenaltar in der Kirche St. Magdalena in Tiefenbronn/Nordschwarzwald ©Gabriele Rahaian

 

Sensationell: der Magdalenenaltar war 1950 Teil einer Ausstellung im Pariser Louvre!

Von Tiefenbronn nach Paris, wie kam es dazu? Einige Tiefenbronner seien nach dem Zweiten Weltkrieg von französischen Offizieren in der Kirche bewacht worden. Vermutlich war ein Kunstbeflissener unter den französischen Wachhabenden, der den Zusammenhang mit der südfranzösischen Legende erkannte und später den Stein ins Rollen brachte … Der Altar zeigt Szenen der Meerreise und Ankunft Maria Magdalenas mit ihren Gefährten in Marseille, so wie sie in der Legenda aurea erzählt werden: Etwa 40 n. Chr. sind Maria Magdalena, ihr Bruder Lazarus, ihre Schwester Marta und weitere Gefährten über das Mittelmeer in einer Barke vor ihren Verfolgern geflohen und in Südfrankreich gestrandet.

In Marseille begann Maria Magdalena zu evangelisieren. Sie ist die erste Missionarin des Christentums. Später verließ sie Marseille, wanderte tiefer in die Provence hinein, in die Stille der Druidenwälder. 30 Jahre soll die Heilige in einer Grotte im Felsmassiv Sainte Baume in der Provence nur von himmlischer Speisung gelebt haben.

Nach Rom der wichtigste Wahlfahrtsort!

Die Basilika Ste-Marie-Madeleine in Saint-Maximin-la-Sainte-Baume, wo sich die Reliquien der Heiligen befinden, galt Jahrhundertelang nach Rom als der wichtigste Wallfahrtsort des Christentums, bis … ja bis die Revolutionäre im Jahr 1793 mit den Schädel-Reliquien von Maria Magdalena vor der Abtei Fußball gespielt haben sollen. Der Schädel sei aber dabei wie durch ein Wunder unversehrt geblieben, wie man ihn noch heute sehen kann!

 Reliquien-Schädel der Maria Magdalena (oben im Foto) in der Krypta der Basilika Ste-Marie-Madeleine in Sainte Baume ©Rose Schweizer

 

Magdalenen Altar von Lucas Moser

Was der mit Blattgold verzierte Magdalenenaltar so besonders macht, ist der Kunst Mosers zuzuschreiben. Er war einer der ersten, der Landschaften auf Altäre gemalt hat, und dies tat er äußerst detailreich.
Seine Kunst war damals eine Besonderheit, die Moser zum fortschrittlichsten deutschen Maler seiner Zeit machte.

 

Magdalenenaltar mit den beschriebenen Szenen der Ankunft von Maria Magdalena und ihren Gefährten in Südfrankreich. ©Gabriele Rahaian

Szenenbeschreibungen:

Oben: Maria Magdalena wird seit Papst Gregor d. Großen mit der namenlosen, stadtbekannten Sünderin gleichgesetzt. Sie tritt im Haus des Pharisäers Simon weinend an Jesus heran. Sie benetzt mit ihren Tränen seine Füße, trocknet sie mit ihren Haaren, küsst sie und salbt sie mit Öl.
Mitte links: Die Ankunft der Barke nach der „Meerfahrt“ in Südfrankreich;
Mitte: Maria Magdalena erscheint im Traum der Fürstin von Marseille, um sie (und den Fürsten) zu bekehren;
Mitte rechts: Die letzte Kommunion wird Maria Magdalena durch ihren Begleiter, den Jünger Maximin gewährt. Er wurde der 1. Bischof von Aix en Provence.
Unten: Darstellung des Gleichnisses von den klugen und törichten Jungfrauen.