Da, wo eine schöne Natur, ist mein Paradies!“

Ein Herbsttag im Kinzigtal. Der Himmel führt ein düsteres Drama in Grau auf. Die Bühne: der nebelverhangene Schwarzwald. Nasskalt begrüßt uns Hofstetten im Kinzigtal bei unserer Tour auf einem Teilstück des Großen Hansjakob-Wegs. Hier soll das Paradies sein?

Dieser Wanderausflug ist eine Reise in die Vergangenheit. Ohne Umweg führt sie hinein in die Geschichte von Heinrich Hansjakob (1837-1916), Pfarrer, Schwarzwälder Volksschriftsteller und Lokal-Politiker, der kein Blatt vor den Mund nahm…
Aber er war auch ein glühender Verehrer Maria Magdalenas.

Grabkapelle des Heinrich Hansjakob in Hofstetten und Blick von seinem "Paradies" ins Kinzigtal. ©Rose Schweizer

In Hofstetten machte Heinrich Hansjakob oft Urlaub.

Von der Schönheit des Hofstetter Tales so begeistert, nannte er es sein „Garten Eden“, sein „Paradies“. Seine Verbundenheit zu Land und Leuten ging so weit, dass er schon zu Lebzeiten, von 1901 bis 1903 auf der Hofstettener „Brand“ auf halber Höhe – zwischen Himmel und Erde – eine Grabkapelle für sich errichten ließ. Hier fand er am 25. Juni 1916 seine letzte Ruhe.

Der eigentliche Grund unseres Wanderausfluges ist aber ein ganz anderer:

Ein in Gold gehaltenes Reliefbild, ein Meisterwerk von Josef Dettlinger (1865-1937), das er für Heinrich Hansjakob anfertigte. Zunächst hing das Bild in der Grabkapelle, kam aber ca. 1965 ins Pfarrhaus in Hofstetten und galt in der Öffentlichkeit als „verschollen“. Restauriert im glänzendem Gold, ist es wieder an seinem Ursprungsort. Das aufgetauchte Reliefbild zeigt die Erscheinung Christi nach seiner Auferstehung vor Maria Magdalena (Johannes 20). Das Gefäß auf dem Boden stellt ein Salb- und Ölgefäß dar. Ein Symbol, das viele Künstler unterschiedlichster Epochen mit Maria Magdalena verbanden.

Hansjakobs Verehrung für Maria Magdalena kam nicht von ungefähr.

Der Gottesmann wusste um seine Südhaftigkeit. Für einen Pfarrer war Hansjakob sehr empfänglich für weltliche Freuden.
Drei Kinder sind nachgewiesen, eins am Bodensee und zwei in Haslach. In dem Jahr, als sein erster Sohn geboren wurde, suchte Hansjakob einen Nervenarzt auf. Der Pfarrer litt, wie er es selbst nannte, an „Nervenschwäche“ und wurde zeitweise in der Heilanstalt Illenau in Achern behandelt. Über seiner Gruft lautet ein Schriftband „Der Du Maria Magdalena bekehrtet und den Schächer hast erhöret, hast auch Hoffnung mir gewähret.“ (Quelle: Hansjakob-Freunde)

Die ganze Geschichte um das verschollene Bild lesen Sie hier:

Tipp: Sollte die Grabkapelle verschlossen sein, ist der Schlüssel im Gasthaus „Drei Schneeballen“ in Hofstetten deponiert, besser vorher abklären: Tel. 07832 / 2815.

Nichts, selbst das Wetter nicht, steht an diesem Tag einer Wanderung im Weg.

Wir legen um 10 Uhr im Nebel los und werden belohnt. (Maria Magdalena lässt grüßen!). Je höher wir steigen und näher zum „Rosers Häldele“ kommen, desto mehr gewinnt die Sonne durch die Inversionswetterlage an Kraft und durchbricht spektakulär die Wolken. (Standfoto oben zeigt den Pfarrer Heinrich Hansjakob: ©Hoffotograf Ruf, Freiburg 1895, Redaktion „Heinrich Hansjakob Brief“)

Teil-Etappe auf dem Großen Hansjakobweg:

Länge: 20,5 km
Höhenunterschied: 337 m
Gehzeit: 5,5 h
Anspruch: ca. 4 km steiler Anstieg auf zunächst asphaltiertem Weg. Später, auf der Höhe schöne Waldwege. Zum Ende abfallende Strecke mit einigen Panoramablicken.

Route: Hofstetten (Rathaus) – Auf der Rot – Waldspielplatz – Fehrenbacherkreuz – Nierderhofereck – Oberer Steinhof –
Abzweig Rosers Häldele – Rosers Häldele – Oberer Weißer Brunnen – Lachen – Biereck – ehem. Heidburg – Flachenberg – Fleischdielte – Willi-Kern-Hütte – Hansjakob-Kapelle – Hofstetten.